Leserkanone - Exklusiv-Interview mit Fee-Christine Aks

Vor wenigen Wochen präsentierte Fee-Christine Aks mit »Als der Wind kälter wehte« den bereits fünften Band ihrer Reihe »Verlorene Jugend«. Im Interview mit Leserkanone.de sprach die Autorin über die Buchreihe, über ihre Krimis und über das Veröffentlichen in Eigenregie.

Leserkanone: Frau Aks, vor Kurzem erschien Ihr neuer Roman »Als der Wind kälter wehte«. Womöglich hat noch nicht jeder Besucher unserer Webseite Notiz von dem Buch genommen, könnten Sie es und die zugehörige Buchreihe »Verlorene Jugend« unseren Lesern daher kurz mit eigenen Worten vorstellen.

Fee-Christine Aks (FCA): Meine Jugendroman-Serie »Verlorene Jugend« handelt von Kindheit und Jugend in Hamburg(-Altona) zur Zeit des Nationalsozialismus. Protagonisten sind dabei junge Menschen, die sich mit den neuen und oftmals unmenschlichen Bedingungen auseinandersetzen müssen. Jeder Teil der Serie ist eine in sich abgeschlossene Geschichte. In »Als der Wind kälter wehte« (Buch 5) geht es um den Beginn der Nazi-Herrschaft und wie sich der persönliche Alltag dadurch veränderte. Erlebt wird dies durch den Protagonisten Fritz Mann, der 1933 gerade einmal 11 Jahre alt ist.

Leserkanone: Den Lesern welcher anderer Autoren oder welcher anderen Romane würden Sie Ihr Buch ans Herz legen? Haben Sie literarische Vorbilder? Was sind Ihre eigenen Lieblingsromane?

Fee-Christine Aks (FCA): Wer sich für die deutsche Zeitgeschichte (in ihrer dunkelsten Ausprägung) interessiert, der interessiert sich vielleicht auch dafür, wie es für Kinder und Jugendliche unter dem Hakenkreuz gewesen ist; oder wer Gudrun Pausewang (»Reise im August«) und Klaus Kordon (»Mit dem Rücken zur Wand«) gelesen hat. Literarische Vorbilder klingt so gewaltig; vielleicht nenne ich lieber meine Lieblingsautoren aus dem Bereich Kinder- und Jugendbuch: Das wären neben den bereits genannten Enid Blyton, Michael Ende, Astrid Lindgren und Erich Kästner.

Leserkanone: Was macht Fritz Mann zu einer solch »besonderen« Romanfigur, dass man ihn unbedingt kennenlernen sollte? Was schätzen Sie an ihm persönlich?

Fee-Christine Aks (FCA): Fritz ist ein ganz normaler Junge von 11 Jahren, der das Pech hat, in einer unmenschlichen Zeit zu leben. Er begeistert sich für Bücher, Flugzeuge und den (Lauf-)Sport, leidet unter dem Schulhof-Schläger Gunnar Berger und wird durch die politische Lage um 1933 viel zu schnell erwachsen. Was ich an ihm mag, sind seine Beobachtungsgabe, seine Unvoreingenommenheit und sein innerer Zwiespalt, der ihn schließlich eine (folgen-)schwere Entscheidung treffen lässt.

Leserkanone: Wie kam es dazu, dass Sie sich ausgerechnet einem solch schwierigen Ausschnitt der Weltgeschichte gewidmet haben, und das nun schon zum wiederholten Mal? Wie schafft man es als Autorin, sich über Jahre mit einem Thema zu beschäftigen, das so viel Leid hervorgebracht hat?

Fee-Christine Aks (FCA): Ehrlich gesagt frage ich mich das auch immer wieder, besonders, wenn ich an einem neuen Teil der Serie schreibe oder dafür recherchiere. Die kurze Antwort ist: um das Schreckliche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Gefühlt haben wir Menschen kaum etwas gelernt aus unserer Geschichte, außer dass das vorherrschende Feindbild heutzutage ein Kopftuch statt einer Kippa trägt. Ich habe mit 12 Jahren »Das Tagebuch der Anne Frank« gelesen und wollte danach mehr wissen über jene Zeit, in der ein junges Mädchen nicht Mädchen sein durfte, sondern sich unter ständiger Lebensgefahr verstecken musste; also habe ich Fragen gestellt und weiter gelesen, auch viele Sachbücher. Mit 15 Jahren habe ich mich erstmalig literarisch mit dem Thema Nationalsozialismus im Allgemeinen und Holocaust im Besonderen beschäftigt (damals entstand die erste Fassung meiner Geschichte der 15jährigen Liza Giesemann, die ich in »Draußen war ein schöner Tag« erzähle). Das Thema belastet selbstverständlich, auch mich als Autorin, die ich alle meine Protagonisten ins Herz geschlossen habe. Aber ich halte es für meine Pflicht, nichts zu beschönigen oder gar zu verharmlosen; deshalb darf keiner bei der Lektüre meiner »Verlorene Jugend«-Serie eine schöne heile Welt erwarten. Als Ausgleich zu dem düsteren historischen Thema schreibe ich grundsätzlich nach einem Buch dieser Serie an etwas ganz anderem, das entweder Kurzprosa oder ein Roman aus einem anderen Genre ist. Es hilft mir auch, nach einer besonders bedrückenden Szene eine Runde Joggen zu gehen oder ein paar Folgen »Friends« zu schauen.

Leserkanone: Sie haben die Buchreihe ohne einen Verlag in Eigenregie veröffentlicht. Was hat Sie dazu bewogen, es auf diesem Wege zu versuchen? Und halten Sie in der heutigen Zeit Verlage überhaupt noch für nötig?

Fee-Christine Aks (FCA): Eigentlich war ich nur neugierig, wie das Ganze in Eigenregie geht. Ich habe mich einmal - mit 15 Jahren - mit einem Roman bei einem klassischen Verlag beworben und zur Antwort bekommen, dass ich zu jung bin. Das hat im ersten Moment abgeschreckt, aber mich nicht aufgeben lassen. Ich habe dann zwar erstmal nur »für die Schublade« geschrieben, aber als ich dann einen anderen Roman (»Die grüne Frau«) fertig hatte, habe ich einfach ein eBook draus gemacht und geschaut, wie das so läuft - und es läuft gut, weshalb ich alle meine Bücher als eBook und Taschenbuch im Selbstverlag anbiete. Und es funktioniert sogar, wenn man hauptberuflich was ganz anderes macht, weil ich mir meine Abgabetermine selbst setzen kann und so auf meinem schriftstellerischen Hobby kein unnötiger Druck liegt. Es ist zwar mitunter ziemlich viel »Verwaltungskram« zu tun, aber es gefällt mir, dass ich selbst die Kontrolle habe. Dank meiner Freunde und treuen Testleser habe ich inzwischen auch Hilfe, wenn es um die Veröffentlichung des nächsten Buchs geht. (An dieser Stelle ein dickes DANKE an euch, ihr Lieben!)

Leserkanone: Parallel zu Ihrer Reihe »Verlorene Jugend« veröffentlichen Sie mit den »StrandGuth«-Romanen noch eine zweite Reihe. Was erwartet Ihre Leser in diesen Büchern?

Fee-Christine Aks (FCA): Meine Kriminalroman-Serie um Kommissarin Lotta Strandt und ihren Freund Moritz Guth ist eher durch Zufall entstanden - auf meiner liebsten Ferieninsel in der Nordsee, auf der auch der erste Teil der Serie (»Im Schatten des Deiches«) spielt. Einmal angefangen, hatte ich schnell heraus, dass die Geschichte einfach weitergehen musste - ich habe so viele Ideen für Lotta und Moritz! Mittlerweile sind sechs Bücher erschienen (jedes davon eine in sich geschlossene Geschichte), weitere sind in Arbeit. In den Krimis geht es einerseits um die Beziehung von Lotta und Moritz, andererseits um Hamburg (wo die beiden wohnen) sowie um die Schauplätze rund um die Welt, an denen Lotta mehr oder weniger freiwillig in die Aufklärung von Mordfällen verwickelt wird.

Leserkanone: Inhaltlich gehen die Reihen in völlig verschiedene Richtungen. Größere Verlage erwarten in so einem Fall oft die Verwendung von Pseudonymen, um potenzielle Leser nicht zu verwirren. Birgt das Wechseln zwischen den Genres nicht die Gefahr, dass man keine Schar an »treuen Fans« aufbauen kann, die vorbehaltlos bei jeder neuen Veröffentlichung zugreifen können?

Fee-Christine Aks (FCA): Darüber habe ich mir, ehrlich gesagt, gar keine Gedanken gemacht. Ich kann auch nicht feststellen, dass die Leser der einen Serie die Bücher der anderen nicht mögen oder umgekehrt. Vielmehr ist es so, dass viele Leser beide Serien mögen, was sicherlich auch daran liegen mag, dass in den Krimis auch zeitgeschichtliche Themen, die im Zusammenhang mit den Kriminalfällen stehen, behandelt werden und dass Lotta Hamburgerin ist.

Leserkanone: Gibt es bei der Erarbeitung der Geschichten große Unterschiede zwischen Ihren Kriminalromanen und den Historischen Romanen? Und anhand welcher Maßstäbe entscheiden Sie, in welche Richtung das jeweils nächste Projekt gehen soll?

Fee-Christine Aks (FCA): Ja, Unterschiede gibt es. Bei den historischen Stoffen lege ich mir selbst die Pflicht auf, die echten historischen Ereignisse so detailgetreu wie möglich zu schildern; sie dienen mir dabei als Vorlage und meine fiktiven Helden erleben diese Ereignisse (zum Beispiel: den ersten Judenboykott im April 1933 oder die erste Bücherverbrennung im Mai 1933), weshalb ich nicht den Anspruch eines Sachbuchs erheben möchte.
Bei den Krimis bin ich etwas freier, aber auch hier stütze ich mich auf zeitgeschichtliche Themen, die jedoch eher in der jüngeren Vergangenheit liegen und nicht unbedingt mit dem Nationalsozialismus zu tun haben (Ausnahme: »Die Spur des Austernfischers« und »Requiem für eine Elster«).
Das jeweils nächste Projekt für die jeweilige Serie ergibt sich aus den bisherigen Büchern der Serie und den Themen, die mir noch so im Kopf herumschwirren. Für beide Serien liegt ein grober Fahrplan vor, was ich noch erzählen möchte. Ich versuche, zumindest bei den Krimis chronologisch vorzugehen. Aber ich entscheide mich auch schon mal spontan um und schreibe beispielsweise den neunten Teil (»Mordsfest«, Weihnachts-Special), bevor ich den vierten, siebten und achten Teil der Serie fertig habe...

Leserkanone: Was können wir von der Autorin Fee-Christine Aks in der nächsten Zukunft erwarten? Sind bereits neue Buchprojekte in Planung?

Fee-Christine Aks (FCA): Wenn ich eine spontane Romanidee habe oder mich ein Thema beschäftigt, muss ich darüber schreiben. Das war schon immer so und wird hoffentlich auch weiterhin so sein. Daher ist es durchaus möglich, dass ich - wie bei »Die Frau im Treppenhaus« - auch außerhalb der beiden Serien weitere Einzeltitel veröffentlichen werde. Aktuell arbeite ich am nächsten Teil der StrandtGuth-Krimireihe (Buch 4), der die chronologische Lücke zwischen »Mord auf freier Strecke« und »Der Fall Hammonia« schließen wird. Eine Rohfassung liegt vor und wird derzeit überarbeitet. Hinzu kommt die Rohfassung für den nächsten Teil der »Verlorene Jugend«-Jugendromanserie, die derzeit ebenfalls am Entstehen ist.

2018-06-13 / Das Interview führten Nicolle K. und Anja D. von leserkanone.de

In der Jugendroman-Reihe "Verlorene Jugend" bisher erschienen:

- Als die Dunkelheit hereinbrach (Geschichte von Maria Goldberg, Thema: Beginn der Nazi-Herrschaft)

- Draußen war ein schöner Tag (Geschichte von Liza Giesemann, Thema: Holocaust)

- Während der Schnee leise fiel (Geschichte von Paul Kirchhoff, Thema: Widerstand und Flucht)

- Am Himmel lächelte der Mond (Geschichte von Maike Sommer, Thema: Widerstand und Leben im Versteck)

- Als der Wind kälter wehte (Geschichte von Fritz Mann, Thema: Hitlerjugend)

In der Kriminalroman-Reihe "StrandtGuth" bisher erschienen:

- Im Schatten des Deiches (#01)

- Die Spur des Austernfischers (#02)

- Mord auf freier Strecke (#03)

- Der Fall Hammonia (#05)

- Requiem für eine Elster (#06)

Mordsfest (#09; Weihnachts-Special)

Chronik

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